Über Goethe

 

„Ei, bin ich denn darum achtzig Jahre alt geworden, daß ich immer dasselbe denken soll? Ich strebe vielmehr, täglich etwas anderes, Neues zu denken, um nicht langweilig zu werden.“ (Goethe im Gespräch mit Kanzler Friedrich von Müller im April 1830)

Johann Wolfgang von Goethe, Frankfurter, 1832 in Weimar im Alter von 82 Jahren gestorben, gilt als einer der bedeutendsten Dichter deutscher Sprache. Schon zu Lebzeiten erstreckte sich Goethes Ruhm auf ganz Europa; seine literarischen Werke wurden in unzählige Sprachen übersetzt. Figuren wie Werther und Faust fanden Eingang in alle Kunstgattungen und sämtliche Sparten der Populärkultur. Seine Gedichte, Dramen, Prosaschriften erfassen den ganzen Spielraum des Menschlichen. In seiner Dichtung liegt die Herausforderung, über den eigenen Standort prüfend nachzudenken.

In die anbrechende Moderne hineingeboren, in eine Zeit des Epochenumbruchs um die Wende zum 19. Jahrhundert, erkannte Goethe die Chancen einer Horizonterweiterung, gleichzeitig auch die Gefahren der gesellschaftlichen Modernisierung. Er war aber nicht nur ein kritischer Beobachter, sondern zugleich auch ein äußerst wandlungsfähiger Künstler, der bis heute Schriftsteller, Maler und Bildhauer sowie Komponisten, Fotografen und Regisseure inspiriert hat.

In seinem mit leichter Feder geschriebenen Buch „Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist“, notiert Stefan Bollmann (2016): „Goethe streitet für ein tätiges Leben. Zugleich zeigt er, dass es zwar kein Recht auf Glück gibt und Glück ohne Unglück nicht zu haben ist. Er öffnet uns  [aber] die Augen für die Bedeutung des gegenwärtigen Augenblicks und fragt, wie er sich auskosten lässt.“